Wie ich den Kommentaren dort entnehmen durfte, hört Jennifer Nathalie Pyka beim ‘European’ auf. Das ist einerseits vielleicht verständlich, sofern ein Medium sich zukünftig ein wenig seriöser positionieren möchte. Andererseits ist es aber auch ein wenig schade, denn an ihrer Kolumne ‘Neues aus Meschuggistan’ ließ sich das Prinzip der ‘ideologischen Blendung’ hervorragend illustrieren.
Wissenschaftler sprechen in solchen Fällen von ‘Induktion’ – alle eintreffenden Informationen werden nicht länger neutral und unvoreingenommen befragt, um daraus danach erst tragfähige Thesen abzuleiten, sondern sie werden gemäß einem vorgefertigten Raster schon industriell ‘vorverarbeitet’ oder aber gleich passend zurechtgedengelt. So erfährt man nur noch das, was man eh schon wusste. Von Hume über Popper bis Goodman reicht das Spektrum der Philosophen, welche die Induktion als unwissenschaftlich aus dem Kanon der zulässigen Argumentationsweisen ausschließen wollten. Diese Hydra aber hat mehr Leben als jede gemeine Hauskatze …
Hier das Schema: Die Empörung über den amerikanischen Drohnenkrieg? – Aha, das kann doch nur der typisch antiamerikanische Reflex unserer Gutmenschen sein. Ulli Hoeneß ein Steuersünder? – Warum redet denn niemand von den Empörten über den gleichfalls steuervermeidenden Migranten Bushido? Witzeleien übers Pinkypinky des neuen Barbie-Hauses? – Alles nur Gemoser irregeleiteter Gender-Aktivisten. Kritik an der großisraelischen Siedlungspolitik? – Das ist doch nur der latente Antisemitismus linkssozialistischer Weltveränderer. Nörgeln an einer unzureichenden Integrationspolitik? – Da kann mal sehen, wie unsere arglosen Islamversteher die Welt und die Pläne der muslimischen Internationale verkennen. Usw., usf.
Das induktive Muster ist klar: Erst gibt es immer die zementierte Denkblockade, als Schutz vor einer vorgefertigten, zumeist feindlich gedachten Außenwelt, die dicht besiedelt ist von Gutmenschen, sozialistischen Träumern und linken Antisemiten, eine Welt, die kein besonnener Mensch je sah. Dann werden alle Ereignisse, die diese Barrikade noch überwinden konnten, aufs journalistische Hackbrett gelegt und zu ideologischem Fingerfood zerstückelt. Zum Schluss kommt alles in die Wurst.
Schade also, dass sie offenbar aufhört. An ihr ließ sich so vieles illustrieren, gerade weil es so offen zu Tage lag. Vielleicht ist bei der ‘Welt’ ja noch ein Plätzchen frei. Der Broder ist ja auch nicht mehr der Jüngste … und wir wollen doch weiterhin unseren Spaß haben.
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