Journalisten sind ja doch solidarisch, zumindest dort, wo einem der ihren ein Tort droht. Da findet sich das Rudel dann aufheulend zusammen. Wo jetzt alles auf dem Kurt Krömer herumhackt, vom ‘Stern’ bis zur ‘FAZ’, versuche ich mich mal als Geisterfahrer. Denn gestern Abend geriet ich zufällig beim Gute-Nacht-Swatchen in dieses vorab reichlich skandalisierte ‘Corpus Delicti’ – und blieb prompt bei einem televisionären Sturm im Wasserglas hängen.
Auch der Matthias Matussek ist bekanntlich kein Kind von Traurigkeit – und das Austeilen gehört bei ihm zum Geschäft, neuerdings sogar zum höheren Ruhm GOttes – siehe seine Beiträge im kath.net. Die großen Fehler im Vorfeld der Sendung waren in meinen Augen zwei: Er dachte wohl, er könne, wie vielleicht bei einem besinnlichen Plauderstündchen auf dem Schoß vom Markus Lanz, dort ungestört ein Buch promoten – und dann wurde mit ihm, unserem ewig verkannten Alphajournalisten, verbal einfach nur Schlitten gefahren. Mehr als ein mageres ‘blöde Sau’ fiel dem “Gelegenheitskrawallo” vom ‘Spiegel’ im unaufhörlichen Beschuss als Retourkutsche nicht mehr ein. Matussek in der Rolle des gleichfalls austeilenden Watschenmanns war sichtlich in die falsche Sendung geraten – aber das war nicht Krömers Schuld.
Krömers Kunst oder Fehler, je nachdem, wie man’s nimmt, ist es, dass ihm quasi ‘von Natur’ ständig Sprüche hochgestapelt auf den Lippen liegen. Er ist der perpetuierte Klassenkasper. Seine ‘Gesprächspartner’, die für ihn eher nur Stichwortgeber sind, dürfen keinen Halbsatz beenden, ohne dass ihnen der Moderator schon mit einer abseitigen Bemerkung ins Wort fällt. Bemerkungen, die im weiteren Verlauf dann überallhin führen, nur nicht zum Thema. Der ‘Gesprächsverlauf’ bei einer Krömer-Show ähnelt der Bahn einer Flipperkugel beim Freispiel. Das alles war bekannt. Als Gast kann man da nur mehr oder minder wortgewandt einer unvorhersagbaren Kugel folgen …
Zwei Schlagfertigkeitsrastellis treten also gegeneinander an, so jedenfalls war die Sendung ursprünglich wohl gedacht – das Konzept ging jedoch nicht auf. Und das lag vor allem an Matthias Matussek. Wie ein geschlagener Boxer lag unser großer Alphajournalist am Ende mit herausgerutschtem Hemd auf dem Sofa – während sein Kontrahent unverhohlen triumphierte und ihn sogar ‘Mein Hase!’ titulieren durfte. Gleich nebenan strullte sich die Mary Roos derweil vor Lachen fast ein. Wenigstens eine, die das Konzept der Sendung begriffen hatte …
Für mich liegt das Problem darin, dass der Matthias Matussek, wie so viele aus der schreibenden Zunft, wohl nur auf dem Papier – resp. Monitor – schlagfertig zu wirken vermag. Alle diese fein und auch bösartig ziselierten Formulierungen wirken auf mich immer ein wenig ergrübelt. So, also genügend Zeit vorausgesetzt, kann dann auch ein Matussek beißen. Für jede Instant-Comedy aber – wie hier – ist er eine glatte Fehlbesetzung. Der leere Blick ins Weite am Schluss war der beste Beleg. Dass er, der sonst nur in sanftem Feuilleton-Lenor zu baden gewohnt ist – “[Matthias Matussek ist] ein Stück äußerst lebendiger Prosa gelungen, voll Witz, aber auch Zärtlichkeit” – dass ein solch zartbesaitetes Wesen diese Sendung als Majestätsbeleidigung auffassen musste, ist mir schon klar. Es war aber nun mal keine, es war nur ein alphajournalistischer Striptease mit finalem Tuntentanz …
Ich gebe aber zu, dass mein Beitrag ein wenig schräg in der publizistischen Landschaft herumsteht. Andere haben sogar eine waschechte Christenverfolgung anzubieten – mit Kurt Krömer in der Rolle des Antichrist: “Werden hierzulande schon wieder Christen öffentlich(-rechtlich) an den Pranger gestellt?” Schlimm ist das …
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