Das folgende Gebritzel macht keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Es sind nur einige Definitionen, die ich mir für den Privatgebrauch gebastelt habe, um selbst klarer zu sehen. Wer’s ebenso sieht, der darf das allerdings gern tun:
Ein Schriftsteller erzählt. Der Journalist nennt sein Erzählen hingegen ‘Berichterstattung’. Was zeigt, dass er sich willentlich in eine Bürokratie geflüchtet hat – vor allem wohl um des Pensionsanspruches willen.
Alle journalistischen Stilformen sind bloße Gebrauchs-literatur – unter dem Diktat ihrer unmittelbaren Verkäuflichkeit: Ob nun Artikel, Reportage, Feature, Feuilleton usw.
Journalismus ist damit – ganz altmodisch und marxistisch formuliert – ‘Literatur als Ware’.
Zwischenruf: “Journalisten nennen die Einförmigkeit und Plattheit ihrer Eindrücke Erfahrung und sie sind stolz darauf, dass sie nicht mehr vor der Welt stehen, wie vor einem Rätsel, sondern wie vor einem Schundroman in Fortsetzungen” (Horkheimer).
Kommunikation ist immer eine Schwundstufe des Erzählens. Der Kommunikation unserer Kommunikationsexperten wurde – erzählerisch gesehen – alle Sinnlichkeit und Bildlichkeit systematisch ausgetrieben, unter anderem durch Abstraktion (wie zum Beispiel in diesem Satz).
Journalismus besteht aus automatisierten Schreibvorgängen. Der Lego-Stein jeder medialen Realitätskonstruktion ist hierbei die Phrase, also das, was man sich gar nicht mehr vorstellen mag: “Deutschland kämpft mit der Rezession.“
Die Phrase ist die abgedankte Vorstellungskraft zugunsten des Wohl- und Klingklangs. Gewissermaßen ein ‘Sprachkrebs’, der bspw. Politikern hilft, eine Realität zu beschreiben, die sie gar nicht in der Lage sind, zu erfassen.
Im Journalismus darf keine Formulierung ganz und gar ‘unerhört’ sein. Die resultierende Monotonie der Stanzenproduktion wird gern ‘Nähe zum Publikum’ genannt.
Im Interview trifft die Fachblindheit des Experten auf das naive Vorwissen eines Fragers. Ist der Anverwandlungsprozess gelungen, wurde aus dem ‘Wissen’ ‘Information’. Letztere wiederum ist die publizistische Ware überhaupt, die dank eines weltweiten Überangebots inzwischen so wohlfeil ist wie Sand in der Sahara.
Für Journalisten sind literarische Mittel so etwas wie das Zeitungspapier, mit dem die gewieften Informationsbroker ihren Fisch umwickeln. Der Fisch bleibt Fisch. Und das Ornament bleibt immer nur ein totes Ornament.
Zwischenruf: “Keinen Gedanken haben, aber ihn ausdrücken können, das macht den Journalisten” (Karl Kraus).
Die Wahrheit gibt es weiterhin nur in der Literatur.
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