Die beim Publikum beliebteste Schreibhaltung des Autors ist zugleich die unwahrscheinlichste: Der Schriftsteller fingiert, wie ein kleiner Dämon direkt im Denkapparat seiner Figuren zu stecken, um uns als literarischer Reporter – sozusagen ‘live aus dem Seelenleben’ – von den geheimsten Gedanken und Sehnsüchten seiner Helden zu künden. Die auflagenstärkste Literatur überhaupt, die sogenannten Heftchenromane, die verfahren meist genau so:
“Graf Kunibert wusste sofort, als er dort in den Reihen des buntgekleideten Volkes diese bezaubernde Gestalt sah; ein Feenwesen, das sittsam den schlichten Feldblumenstrauß vor die jugendfrische Büste drückte; er wusste da, dass diese Klothilde die seine werden müsse. Soll doch die Mutter wüten, dachte er, ich bin der künftige Herr auf Schloss Ehrenstein und handle so, wie es mir das Herz gebeut. Sie soll die neue Herrin werden!”
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